09.07.2010
Als Nachtrag zur letzten Überarbeitung des BITV-Tests im Herbst 2009 wurde auch der Prüfschritt 13.1.1 "Aussagekräftige Linktexte" an die Anforderungen der WCAG 2.0 angeglichen. Die Aussagekraft eines Links kann nun auch über den "programmatisch bestimmbaren Kontext" sichergestellt werden.
Im Zuge der letzten Überarbeitung des BITV-Tests im Herbst 2009 wurden einige Prüfschritte bereits auf die Anforderungen der WCAG 2.0 umgestellt, nämlich in Fällen, wo diese nicht im Widerspruch zur weiterhin gültigen BITV 1.0 standen. So werden etwa Kontraste seitdem nach der WCAG 2.0-Formel gemessen.
Auch der Prüfschritt 13.1.1 "Aussagekräftige Linktexte" lässt sich bereits jetzt (also noch vor Inkrafttreten der BITV 2.0) anpassen. Die zuständige BITV 1.0 Bedingung 13.1 fordert lediglich: "Das Ziel jedes Hyperlinks muss auf eindeutige Weise identifizierbar sein" wie das geschehen soll, lässt sie offen.
Der BITV-Test setzte dies bisher in die Forderung um, dass Linktexte kontextunabhängig, also in sich selbst aussagekräftig sein müssen. Der Hintergrund für diese Forderung war, dass es für Screenreader-Nutzer sonst schwierig ist, Zweck oder Ziel eines Links zu verstehen, der beim Durchtabben vorgelesen oder im Kontext einer vom Screenreader generierten Auflistung aller Links ausgegeben wird. Solche Linklisten sind für Screenreader-Nutzer vor allem auf schlecht strukturierten Seiten ein Hilfsmittel, einen schnellen Überblick über die Inhalte der Seite zu bekommen.
Die Auslegung bei der Bewertung dieses Prüfschritts war nicht sehr streng: so war es etwa möglich, den Prüfschritt durch zusätzliche Informationen im title
-Attribut des a
-Elements zu erfüllen.
Die WCAG 2.0 erlauben nun auch Linktexte, die erst durch den "programmatisch ermittelbaren Kontext" aussagekräftig werden, denn die heute gängigen Versionen bekannter Screenreader (JAWS seit Version 5.0, Window-Eyes seit Version 5.5) bieten Funktionen, um auf diesen zusätzlichen Kontext direkt zuzugreifen, wobei der Tastaturfokus auf dem Link bleibt.
Dem folgt nun auch unsere Neufassung des Prüfschrittes 13.1.1. Es reicht nun also aus, wenn der Linktext durch den umschließenden Absatz (p
) oder das umschließende Listenelement (li
) aussagekräftig wird. Auch die vorangehende Überschrift, die Überschrift einer den Link umschließenden Tabellenzelle oder ein übergeordnetes Listenelement werden akzeptiert natürlich nur, wenn aus ihnen die Bedeutung des Linktextes klar wird.
Außerdem ist es weiterhin möglich, den Prüfschritt durch zusätzlichen per CSS versteckten Text oder den Text des alt
-Attributs einer mit im Link eingeschlossenen Grafik zu erfüllen.
Eine gewichtige Änderung betrifft das title
-Attribut. Nach den WCAG 2.0 ist die Erfüllung über das title
-Attribut zwar möglich (sufficient technique H33: Supplementing link text with the title attribute), gleichzeitig wird aber ausdrücklich von der Verwendung dieser Technik abgeraten:
Note: Because of the extensive user agent limitations in supporting access to the title attribute, authors should use caution in applying this technique. For this reason, it is preferred that the author use technique C7: Using CSS to hide a portion of the link text (CSS) or H30: Providing link text that describes the purpose of a link for anchor elements (HTML).
Quelle: How to meet WCAG 2.0: Link purpose (in context)
Da das title
-Attribut für Tastaturnutzer nicht zugänglich ist und oft auch Screenreader-Nutzern nicht ausgegeben wird, ist die volle Erfüllung des Prüfschritts allein über einen ergänzenden Text im title
-Attribut nicht länger möglich.
Durch die Möglichkeit, die Aussagekraft eines Links durch dessen Kontext zu gewährleisten, ist der Prüfschritt 13.1.1 nun leichter erfüllbar. Die WCAG 2.0 lassen jedoch keinen Zweifel daran, dass in sich aussagekräftigen Links wenn möglich der Vorzug zu geben ist:
Whenever possible, provide link text that identifies the purpose of the link without needing additional context.
Quelle: Link Purpose (In Context): Understanding SC 2.4.4
Tatsächlich haben beide Verfahren (in sich aussagekräftige Links, und kürzere Links, die nur aus dem Kontext heraus verständlich werden) praktische Vor- und Nachteile:
Some users prefer to have links that are self-contained, where there is no need to explore the context of the link. Other users find including the context information in each link to be repetitive and to reduce their ability to use a site. Among users of assistive technology, the feedback to the working group on which is preferable has been divided.
Quelle: Technique SCR30: Using scripts to change the link text