15.09.2009
Natürlich sollten nicht nur die HTML-Seiten eines Webauftritts so zugänglich wie möglich sein, sondern auch alle Inhalte in anderen Formaten. Wir haben daher auch PDFs und Videos in die Prüfung der Parteienauftritte einbezogen. In beiden Bereichen schneiden fast alle Parteien ähnlich schlecht ab wie bei den HTML-Seiten.
Keines der geprüften Videos bietet die Möglichkeit, Untertitel einzublenden eine wichtige Option für Nutzer mit Hörbehinderung. Auf eine überraschende Ausnahme sind wir bei der CDU gestoßen. Zwar verfügt das geprüfte Video Zehn Fragen an Angela Merkel in der Version, die direkt in die CDU-Kampagnensite eingebettet ist, nicht über Untertitel. Klickt man aber auf das YouTube-Logo links unten, kann man sich genau das gleiche Video direkt bei youtube.com ansehen und hier lassen sich über die Bedienleiste Untertitel einblenden.
Die Prüfung der PDFs führt bei fast allen Parteien zu sehr ernüchternden Ergebnissen. Mit Ausnahme der Linken bietet keine der Parteien ihr vollständiges Wahlprogramm in HTML-Form. Umso wichtiger wäre die Barrierefreiheit der PDF-Fassungen leider konnte aber nur das Wahlprogramm-PDF der CDU zumindest mit teilweise erfüllt bewertet werden, alle anderen waren nicht einmal getaggt (erste Grundvoraussetzung für Zugänglichkeit).
Die SPD bietet als einzige der geprüften Parteien immerhin Informationen zur Zugänglichkeit der angebotenen PDFs: auf ihrer Hilfeseite erklärt sie, dass bisher nur vereinzelt HTML-Alternativen für PDF-Dokumente existieren und dass an einer Lösung gearbeitet wird. Das ist zwar sehr mager aber im Vergleich zu den anderen Parteien immerhin die richtige Richtung. Sehr schlecht ist allerdings die falsche Kennzeichnung des SPD-Wahlprogramm-PDFs als barrierearm denn tatsächlich ist das Dokument nicht einmal getaggt. Auch die anderen zwei geprüften PDFs sind nicht barrierefrei.
Die Grünen bieten ihr Wahlprogramm nur in stark abgespeckter Stichwort-Form als HTML-Alternative an. Die vollständige PDF-Version ist nicht barrierefrei, auch die zwei anderen geprüften PDFs nicht.
Genau so schlecht sieht es bei der FDP aus: das Wahlprogramm ist nicht in HTML-Form, sondern nur als nicht barrierefreies PDF verfügbar, auch die anderen geprüften PDFs sind ungetaggt.
Bei der CDU eine positive Überraschung: das Wahlprogramm-PDF ist getaggt. Es kann wegen diverser Fehler nur als teilweise erfüllt bewertet werden und leider wird auf die Barrierearmut nur auf einer Spezialseite für behinderte Menschen hingewiesen (und nicht auf der Haupt-Downloadseite) trotzdem ist die teilweise Zugänglichkeit natürlich erfreulich. Leider sind die anderen geprüften PDFs allerdings nicht getaggt.
Die Linken bieten als einzige der geprüften Parteien ihr vollständiges Wahlprogramm in einer allgemein zugänglichen Form an, nämlich als HTML-Seiten. Die zusätzlich angebotene PDF-Version ist nicht barrierefrei, von den beiden anderen geprüften PDFs konnte eines als eher erfüllt bewertet werden, das andere war nicht getaggt.
Übrigens bieten viele der geprüften Parteien ihre Wahlprogramme in verschiedenen Alternativformaten speziell für Menschen mit Behinderungen an, zum Beispiel als Sounddateien oder in Gebärdensprache. Diese Spezialangebote besprechen wir im nächsten Abschnitt.