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Nur angeblich barrierefrei: Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe

12.05.2011

Die Website der Deutschen Schlaganfall-Hilfe brüstet sich damit, barrierefrei zu sein, während sie gleichzeitig die wichtigste Voraussetzung für Barrierefreiheit missachtet.

Startseite Schlaganfall-Hilfe

Startseite der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe

In einem Text "Was bedeutet Barrierefreiheit im Internet?" erklärt die Schlaganfall-Hilfe (http://schlaganfall-hilfe.de/):

Es ist das Ziel der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, diese Webseite einem möglichst großen Benutzerkreis zugänglich zu machen, unabhängig von körperlichen oder technischen Möglichkeiten. Aus diesem Grund verbessern wir kontinuierlich die Barrierefreiheit unseres Angebotes. Dabei orientieren wir uns an den Standards des „Web for all" zu Deutsch „Internet für alle".

Erwähnt werden dann im Folgenden der einstellbare Kontrast, vergrößerbare Schrift, Bilder mit Alternativtexten, usw. Alles sehr lobenswert. Nur funktioniert es leider nicht, denn das Wichtigste ist dabei vergessen worden.

Nicht tastaturnutzbare Bedienelemente

Wer sich auch nur ansatzweise mit Barrierefreiheit beschäftigt hat, weiß, das die Nutzbarkeit eines Angebotes mit der Tastatur eine Grundvoraussetzung für Barrierefreiheit ist. Blinde und sehbehindete ebenso wie viele motorisch eingeschränkte Nutzer tabben durch die Websiten. Das kann man beim Angebot der Schlaganfall-Hilfe vergessen: wichtige Bedienelemente sind nicht tastaturbedienbar, auch nicht die grafische Schaltfläche „Barrierefreiheit“, über die sich die Site hinsichtlich Kontraste, Schriftgröße usw. anpassen ließe (wenn sie denn zugänglich wäre). Hier sind nicht semantische Elemente mit Skripten hinterlegt worden, erhalten aber, anders als normale Links und Buttons, beim Durchtabben nicht einmal den Tastaturfokus.

Unzugängliche Lightbox mit Einstellungen für Barrierefreiheit

Nur über Mausklick auf "Barrierefreiheit" einblendbar: Die unzugängliche Lightbox für Nutzer-Einstellungen

Sonstige Zugänglichkeitsprobleme

Dieser Kardinalfehler macht es fast überflüssig, die anderen Anforderungen zu nennen, die ebenfalls vernachlässigt wurden:

  • Die Fokushervorhebung ist mangelhaft
  • die Site hat ein animiertes Bilderkarussel, dass sich über die Tastatur nicht abschalten lässt
  • Die Ausklappnavigation ist nicht tastaturbedienbar und hat keine Entsprechung in Bereichsmenüs
  • Seitentitel nennen nicht das Thema der Seite
  • Die Textvergrößerung funktioniert nicht über Browsereinstellungen, sondern nur über die (unzugängliche) Lightbox für Barrierefreiheitseinstellungen
  • Bei Mausnutzung legen sich geskriptete Hilfstexte über die Links, die man eigentlich erreichen will
  • Grafische Bedienelemente haben, anders als der Text behauptet, keine Alternativtexte

Die Liste ließe sich fortsetzen.

Mangelhafte Gebrauchstauglichkeit

Ganz abgesehen von der fehlenden technischen Zugänglichkeit ist die Bedienbarkeit des Angebots schlecht. Die Site ist buggy (Firefox 4 stürzte mehrmals ab) und derart vollgestopft mit Skripts, dass die Reaktionszeit extrem darunter leidet: Inhalte bauen sich mühsam nacheinander auf, überlagern sich seltsam, tauchen in falschen Ebenen auf. Seltsame Dinge passieren. So rufen die Links der Hauptnavigation plötzlich Meldungen auf, dass man die Site verlassen wird und fragen, ob man das wirklich wolle; tatsächlich bleibt man jedoch im Angebot. Etwas später ist das dann nicht mehr reproduzierbar.

Fazit

Wer damit angibt, eine barrierefreie Site hingelegt zu haben, sollte wissen, worum es geht. Das war hier leider ganz klar nicht der Fall. Wenn die Deutsche Schlaganfall-Hilfe ihrem vollmundig vorgetragenen Anspruch, die Barrierefreiheit des Angebotes kontinuierlich verbessern zu wollen, gerecht werden will, hat sie Einiges zu tun.