Prüfschritt 1.3.2 Bedeutungsvolle Reihenfolge

Was wird geprüft?

Inhalte sollten unabhängig von der Darstellung in einer sinnvollen Reihenfolge stehen. Was inhaltlich zusammengehört (etwa eine Überschrift und die dazugehörigen Inhalte darunter) soll nicht auseinandergerissen werden.

Warum wird das geprüft?

Screenreader lesen die Elemente, die auf dem Bildschirm in der Fläche angeordnet sind linear, d.h.nacheinander vor. Die Reihenfolge der dargestellten Elemente muss also gut verständlich und nutzbar sein. In der Regel sollte die vom Screenreader ausgegebene Elementfolge auch der sichtbaren Folge entsprechen.

Wie wird geprüft?

1. Anwendbarkeit des Prüfschritts

Der Prüfschritt ist immer anwendbar.

2. Prüfung

Bei Apps soll die programmatische und durch den Screenreader ausgegebene Element-Reihenfolge auf der Ansicht im Wesentlichen die visuelle Reihenfolge abbilden.

  1. App mit der zu prüfenden Ansicht öffnen.

  2. Screenreader starten und mit Hilfe der horizontalen Wischgeste durch alle Elemente der Ansicht navigieren. Dabei werden auch nicht interaktive Elemente fokussiert.

  3. Prüfen, ob die Reihenfolge, in der die Elemente fokussiert und durch den Screenreader ausgegeben werden, sinnvoll und im Wesentlichen der visuellen Reihenfolge entspricht.

3. Hinweise

3.1 Allgemeine Hinweise

Bei der Reiternavigation (Tableiste am unteren oder oberen Bildschirmrand) gibt es unterschiedliche Konventionen bezüglich der Fokusversetzung in den Inhaltsbereich bei Aktivierung, die damit auch die Lesereihenfolge prägen.

  • Der Fokus wird nach Aktivierung eines Tabs an den Beginn des eingeblendeten Inhaltsbereichs versetzt.

  • Der Fokus bleibt auf dem Tab, ein Inhaltsbereich unter den Tabs kann über horizontale Wischgesten (oder Screenreader-Navigationsgesten) erreicht werden.

  • Der Fokus bleibt auf dem Tab und muss über Berührung des Displays oder Screenreader-Navigationsgesten in den Inhaltsbereich versetzt werden. Dieses Verhalten ist häufig bei Tableisten im Fußbereich anzutreffen.Es ist in vielen Apps zu finden (bei iOS etwa im App Store und in den Apps Music und Health, bei Android im Play Store, der YouTube und der Fotos App). Es kann deshalb als von Nutzenden erwartbar vorausgesetzt werden. Zur Fokussierung des Panels muss hier der Display im oberen Bereich berührt werden.

Diese Konventionen sind in vielen Apps etabliert und prägen damit Erwartungshaltungen und Navigationsverhalten der Nutzenden. Eine fehlende Fokusversetzug nach Aktivierung von Tabs hat Vor-und Nachteile und ist deshalb nicht negativ zu bewerten.

3.1 Hinweise für die Teamprüfung

  • Die Fokus-Reihenfolge entspricht häufig nicht der visuellen Reihenfolge, besonders nach dem Einblenden von Menüs oder anderen zusätzlichen Elementen. Dies ist von blinden Prüfenden oft nicth einfach zu erkennen: Der Screenreader-Fokus wandert weiter im Hintergrund, nicht sichtbare Elemente sind ggf. sogar noch bedienbar. Bei der gemeinsamen Prüfung ist deshalb ein steter Abgleich zwischen sichtbaren Zuständen der Ansicht und Screenreader-Fokus notwendig, um Mängel korrekt zu erfassen.

  • Viele Screenreader-Nutzende berühren habituell nach Aktionen den Display, um den Fokus ggf. in neu erscheinende Inhalte zu versetzen. Dies ist ein pragmatisches Verhalten, verfälscht jedoch die Beurteilung eines korrekten Fokus-Managements der App. Der Screenreader-Fokus sollte ohne zusätzliche Berührung an den Beginn neu eingeblendeter Elemente versetzt werden.

4. Bewertung

Nicht voll erfüllt

  • Die Reihenfolge der Elemente ist nicht sinnvoll oder entspricht im Wesentlichen nicht der visuellen Folge.

Einordnung des Prüfschritts

Abgrenzung von anderen Prüfkriterien

Custom controls, werden bereits in einer Reihe von bestehenden Prüfkriterien implizit geprüft, etwa 11.2.4.7 "Aktuelle Position des Fokus deutlich" und 11.4.1.2 "Name, Rolle, Wert verfügbar".

Die korrekte Reihenfolge im Quelltext bei eingeblendeten Elementen ist Gegenstand von Prüfschritt 11.2.4.3 "Schlüssige Reihenfolge bei der Tastaturbedienung".

Einordnung des Prüfschritts nach WCAG 2.1

Guideline

Success Criterion

Techniques

General Techniques
Failures